In der Ausstellung veranschaulichen insbesondere Familiengeschichten die Umbrüche in den unterschiedlichen Handwerken: Ein Uhrmacherbetrieb schaffte die Schritte von der Jahrhundertwende über zwei Weltkriege bis in die Moderne. Eine Sattlerei, die sich zur Raumausstatterwerkstatt weiterentwickelt hatte, wurde zwar von der dritten Generation aufgegeben – das Wissen des Raumausstattermeisters bringt diese jedoch als Berater ein und entwickelte neue Berufsperspektiven. Die Ausstellungsbesucher erfahren Hintergründe über die Rolle von Handwerkerinnen und moderne Do-It-Yourself-Trends. Große Einflüsse auf die Handwerke hatten auch die wachsende Mobilität und technische Neuerungen. So zeigt die Ausstellung einen Tempo Wiking, der als Arbeitsauto in den 1950ern den Elektriker samt Werkzeug zum Kunden brachte – eine neue Situation für Handwerker, die gewohnheitsmäßig in eigenen Werkstätten arbeiteten. Für Gruppen steht eine gläserne Vorführ- und Mitmachwerkstatt bereit: Handwerker zeigen und erklären ihr Können. Schul- und Kindergartengruppen sammeln erste Werkerfahrungen und Teilnehmer der Kiekeberger Museumsakademie machen bei Handwerkskursen mit. Besucher entdecken außerdem in historischen Speichern und Scheunen auf dem Gelände traditionelle Handwerke, die sie heute nur noch in Freilichtmuseen antreffen: darunter Flachsanbau und -verarbeitung, Böttcherei und Harkenmacherei.
Das Freilichtmuseum am Kiekeberg liegt in den Schwarzen Bergen südlich von Hamburg im Rosengarten. Über 40 historische Gebäude und Gärten auf einem zwölf Hektar großen Freigelände erzählen von der Kultur und der Lebensweise in der Winsener Marsch und der nördlichen Lüneburger Heide. Historische Höfe, Scheunen und Speicher zeigen die bäuerliche Hofwirtschaft seit dem 17. Jahrhundert. Dort wachsen alte Getreide- und Gemüsesorten. Bunte Gärten und Streuobstwiesen gehören wie die alten Nutztierrassen Pommersche Gänse, Ramelsloher Blaubeine, Bunte Bentheimer Schweine, Bentheimer Landschafe, Hausziegen und Deutsches Schwarzbuntes Niederungsrind zum früheren Leben auf dem Lande. Besucher erleben bei Vorführungen alter Handwerke, wie früher gelebt und gearbeitet wurde: vom Korbflechten über Weben und Schmieden bis hin zum Bierbrauen und Brotbacken. Dort steht auch das „Agrarium“, Deutschlands einzige Ausstellungswelt zu Landwirtschaft und Ernährung über 3 Etagen (3.300 qm). Die Dauerausstellung „Spielwelten“ präsentiert den Wandel von Spielwaren der 1950er bis 1970er Jahre. Das Freilichtmuseum am Kiekeberg ist ein lebendiges und familienfreundliches Museum zum Anfassen.
Stiftung Freilichtmuseum am Kiekeberg, Am Kiekeberg 1, 21224 Rosengarten-Ehestorf