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Die Ausstellung „Erneuerbare Medien“ ist ein Experiment, Technologie, Ökologie und künstlerische Praxis zusammen zu denken. Erneuerbare Energiequellen und Nachhaltigkeit sind Themen von hoher gesellschaftlicher Brisanz. Auch die Kunstwelt macht sich immer mehr Gedanken dazu. Das geht so weit, dass die Frage aufkommt, inwieweit man sich in der Kunstproduktion und Ausstellungspraxis ebenfalls um das Energiesparen und die Erneuerbarkeit der Energie kümmern muss. Wie weit kann sich der Kunstbetrieb gegen den drohenden Klimawandel engagieren? Wie kann sich dieses Engagement konkret in den Medien der Kunst niederschlagen?
Der Kunstverein Wolfsburg präsentiert im Jahr 2020 in diesem gesellschaftlichen Kontext mit „Erneuerbare Medien“ eine Ausstellung, die künstlerische Arbeiten versammelt, welche auf regenerativen Energien beruhen oder sie thematisieren. Als einer der Vorläufer dieser interventionistischen Kunstrichtung gilt Joseph Beuys. Als einer der bedeutendsten Künstler des 20. Jahrhunderts beschäftigte er sich schon sehr früh mit dem Thema der Energie, stets in enger Verbindung mit Natur und Ökologie. Der Kunstverein zeigt die Arbeit „Phosphor-Kreuzschlitten“ von 1972. Die vermeintlich erste, mit Solar-Akku betriebene Kunstausstellung Deutschlands präsentierte im Sommer 2019 der Münchner Künstler Emanuel Mooner. Sein Konzept der solarbetriebenen Kunst ist site-specific. Für die Ausstellung im Kunstverein Wolfsburg 2020 entwickelt er ein vergleichbares Projekt wie in München: Er transformiert mittels eines Frequenzwandlers Informationen von Pflanzenblättern in MIDI-Daten, die Klänge erzeugen. Titel: „The Singing Garden“. Ebenfalls mit Sonnenenergie arbeitet Joaquin Fargas. Sein Roboter mit dem Namen „Glaciator“ (2011) arbeitet in der Antarktis mit Solarenergie. Seine Aufgabe besteht darin, Schnee zu Eis zu verdichten. Das von ihm produzierte Eis soll in gewisser Weise das Eis, das durch die Erderwärmung schmilzt, kompensieren. Auch die Soundinstallation „Trockenübung“ (2016) von Ingo Schulz wird solarbetrieben. Seine Gruppe von Kreisregnern, ihrer eigentlichen Aufgabe, dem Wassersprengen, beraubt, produziert angetrieben vom Sonnenlicht ein polyrhythmisches, mehrstimmiges Stück. Schon seit langem setzten sich die Schweizer Künstler*innen Christina Hemauer und Roman Keller mit den unterschiedlichsten Formen der alternativen Energiequellen auseinander. Im Kunstverein Wolfsburg präsentieren sie nun drei ihrer themenspezifischen Arbeiten, unter anderem „Come On Beuys Shine“ (2005), mit der sie direkten Bezug auf Joseph Beuys‘ berühmte „Capri-Batterie“ (1985) nehmen. Die grundlegende Frage nach ressourcenschonender Energiegewinnung und Nachhaltigkeit beschäftigt auch Martin Kaltwasser seit jeher. Lösungen sucht er dafür im urbanen Raum unter Einbeziehung der Bedingungen städtischen Lebens und den Bedürfnissen der Gemeinschaft. In Zusammenarbeit mit Folke Köbberlingentstand 2003 das Kraftwerk Lohberg, in dem auf stationären Pedalkraftmaschinen, hergestellt aus recycelten Materialien, allein durch menschliche Bewegung real nutzbare Elektroenergie erzeugt wird. Aram Bartholl untersucht die Folgen digitaler Medien und die daraus resultierenden Veränderungen für die Gesellschaft. Seine Installation „Life is a beach … and then you die“ (2019) stellt Fragen: Wie nutzen wir unsere Lebenszeit? Wie viele Stunden verbringen wir mit der Arbeit vor Bildschirmen? Wie viel Energie geht dadurch verloren?
Die Ausstellung ist ein Projekt der phaenomenale und wird gefördert vom Niedersächsischen Ministerium für Wissenschaft und Kultur, der Stiftung Niedersachsen, Neuland und der Stadt Wolfsburg.
Kunstverein Wolfsburg Schlossstraße 8 38448 Wolfsburg T+49 (0) 5361 67 422 Pressekontakt: Jana M. Lehnert
Der Kunstverein Wolfsburg wurde 1959 gegründet und ist eine der ältesten Kulturinstitutionen der Stadt. Sein ambitioniertes Programm, das nationales und internationales Renommee erreicht hat, fördert Künstlerinnen und Künstler der jüngeren Generation, deren Arbeiten relevante Antworten zu Fragen der Zeit liefern. Jedes Jahr wird ein inhaltlich zusammenhängendes Jahresprogramm entwickelt, dessen Ausstellungen und Projekte durch Vorträge, Diskussionen, Filmabende und Konzerte ergänzt werden. 2010 wurde mit dem Raum für Freunde eine zusätzliche Möglichkeit geschaffen innerhalb der Ausstellungsfläche kurzfristig und spontaner kulturelle Aktivitäten der verschiedensten Richtungen zu präsentieren. Insgesamt versteht sich die Institution als Plattform für aktuelle Themen in der Kunst mit dem Anspruch auch junge Kunstinteressierte anzusprechen.