{"id":129554,"date":"2022-11-04T19:51:51","date_gmt":"2022-11-04T18:51:51","guid":{"rendered":"https:\/\/www.kunst-als-wissenschaft.de\/herrenhauskonzert-%c2%b7-liedsommer-2020-%c2%b7-karola-pavone-nadine-schuster-%c2%b7-weibsbilder\/"},"modified":"2022-11-04T19:51:51","modified_gmt":"2022-11-04T18:51:51","slug":"herrenhauskonzert-%c2%b7-liedsommer-2020-%c2%b7-karola-pavone-nadine-schuster-%c2%b7-weibsbilder","status":"publish","type":"post","link":"https:\/\/kunst-als-wissenschaft.de\/herrenhauskonzert-%c2%b7-liedsommer-2020-%c2%b7-karola-pavone-nadine-schuster-%c2%b7-weibsbilder\/","title":{"rendered":"Herrenhauskonzert \u00b7 Liedsommer 2020 \u00b7 Karola Pavone & Nadine Schuster \u00b7 Weibsbilder"},"content":{"rendered":"

Wor\u00fcber lacht die Mona Lisa? Was ist Iphigenies Problem? Ist die Loreley \u00fcberhaupt naturblond? Oder ist alles nur eine Fata Morgana? Warum werden aus M\u00e4nnern Schweine, und was soll Circe damit zu tun haben? Was tr\u00e4gt die Jungfrau von Orl\u00e9ans drunter? Wie klaut frau unauff \u00e4llig einen Bechstein-Fl\u00fcgel? Was haben M\u00e4nner und Zigaretten gemeinsam? Und warum soll eine Frau kein Verh\u00e4ltnis haben? Diese und andere brennende Fragen beantworten – vielleicht! – Karola Pavone, S\u00e4ngerin und am (frisch geklauten) Klavier Nadine Schuster, unter Zuhilfenahme gesammelter Thesen der letzten 5000 Jahre Kultur- und Musikgeschichte … und berufen sich dabei auf gro\u00dfe Kenner des Weiblichen, M\u00e4nnlichen, Menschlichen. <\/p>\n

Eine Revue mit Texten und T\u00f6nen von und nach Hollaender, K\u00e4stner, Benatzky, Kreisler, Tucholsky, Oscar Straus, Irmgard Keun, Madame du Chatelet, Pavone, Schuster und anderen, die es wissen m\u00fcssen.<\/p>\n

WAS ES IST Als \u201ealtmodisch\u201c bezeichnen wir unseren Abend durchaus (selbst)ironisch. Die Liste der aufgef\u00fchrten Autoren verr\u00e4t, dass das meiste verwendete Material um die sogenannten goldenen Zwanziger herum, angesiedelt haupts\u00e4chlich in und um die Gattung des (Berliner) Kabaretts, entstand. Der Bogen reicht von Madame du Chatelet, langj\u00e4hrige Partnerin Voltaires, \u00fcber Franz Schubert bis zum Chanson von Georg Kreisler aus den 1970er Jahren. Was diese Werke gemeinsam haben, ist die feine Ironie, der bis zum Sarkastischen reichende Tonfall, mit dem auch vor 100 Jahren schon gesellschaftliche und (tages-) politische Ph\u00e4nomene rezipiert und karikiert wurden \u2013 der absurde Humor, mit dem man sich gern \u00fcber das Bildungsb\u00fcrgertum mokierte (Holl\u00e4nders \u201eCirce\u201c, Straus` \u201eCleopatra\u201c, Benatzkys \u201eJungfrau von Orl\u00e9ans\u201c…) \u00f6ffnet auch die T\u00fcr f\u00fcr bissigere Kommentare zur politischen Lage und zu teils prek\u00e4ren gesellschaftlichen Verh\u00e4ltnissen, wie in K\u00fcnnekes \u201eLied der Europa\u201c, K\u00e4stners \u201eHandstand auf der Lorelei\u201c, Hollaenders \u201eZieh dich aus, Petronella\u201c. Der rote Faden, der Themen und Autoren verbindet, ist, wie der Titel verr\u00e4t, das \u201eWeibsbild\u201c \u2013 in diesem Falle nicht nur ironisch, sondern auch vielschichtig zu verstehen: es geht schlie\u00dflich (auch) um Bilder, um die Wahrnehmung und Darstellung verschiedener weiblicher Schl\u00fcsselgestalten, mal historisch verb\u00fcrgt, mal in Kunst- und Kulturgeschichte erdacht und verankert. Es singen und spielen zudem zwei \u201eWeibsbilder\u201c, die unterschiedlicher nicht sein k\u00f6nnten und diese legend\u00e4ren Damen beschreiben, ihnen gar Ihre Stimmen leihen \u2013 und sich in ihrer Eigenschaft als Musikerinnen und Theaterdarstellerinnen letztlich auch selbst als Projektionsfl\u00e4che zur Verf\u00fcgung stellen. Dass ein Abend \u00fcber Frauen haupts\u00e4chlich von Werken aus m\u00e4nnlichen Federn zusammengesetzt ist, ist nicht blo\u00df dem Mangel oder der fehlenden Sichtbarkeit weiblicher Autorinnen geschuldet. Auch hier spiegelt sich das Schaffen gewisser Phantasien vielseitig und symbolkr\u00e4ftig wider. Drei prominente, jedoch unterrepr\u00e4sentierte \u201eWeibsbilder\u201c kommen allerdings zu Wort. Die hoch gebildete Madame Emilie du Chatelet, die als Lebensgef\u00e4hrtin Voltaires wohl ma\u00dfgeblichen Beitrag zur Aufkl\u00e4rung leistete, setzte sich mit ihrem Essay \u201eRede vom Gl\u00fcck\u201c ein kleines, aber feines Denkmal; Irmgard Keun charakterisiert sich in ihrem \u201eSelbstportr\u00e4t einer Frau mit schlechten Eigenschaften\u201c durchaus pitzfindig, und zu guter Letzt kommt auch Kaiserin Elisabeth kurz zu Wort; dass auch der mitunter selbst gew\u00e4hlte Rahmen, in dem man sich dekorativ positioniert, nicht immer das gro\u00dfe Gl\u00fcck bedeutet, wissen Menschen(bilder) allerlei Geschlechts. Neben vernachl\u00e4ssigten AutorInnen und dem allzeit florierenden, eloquenten musiktheatralischen Schabernack widmet sich dieser Abend aber auch dezenten, ernsten Untert\u00f6nen. Dass die frechen, moralisch und politisch freiheitlich gesonnenen Dichter und Komponisten \u2013 nicht selten j\u00fcdischer Abstammung \u2013 von der Bildfl\u00e4che verschwunden sind, liegt n\u00e4mlich einzig und allein am dramatischen Wandel, den die Gesellschaft ab dem Ende der 20er Jahre nahm. Die Beschaffung des teils verschollenen Notenmaterials mancher musikalischer Schmuckst\u00fccke ist auch heute noch erstaunlich schwierig \u2013 selbst in Zusammenarbeit mit z.B. den Nachlassverwaltern Ralph Benatzkys ist es nur mit M\u00fche gelungen, bestimmte Chansons zu rekonstruieren. Dennoch, auch angesichts der durchaus bedenklichen Vergesslichkeit unserer Gesellschaft, lohnt sich unseres Erachtens diese M\u00fche. Es mag ein spa\u00dfiger, schneller, bunter Theaterabend sein. Wer allerdings neben Witz und Unterhaltungswert den Verweis auf die nicht eingeb\u00fc\u00dfte Aktualit\u00e4t dieser \u00fcberaus ernsten Themen wahrnehmen will, macht auch die K\u00fcnstlerinnen gl\u00fccklich.<\/p>\n

Veranstalter: musik \u00b7 kultur \u00b7 management gef\u00f6rdert durch das Ministerium f\u00fcr Kultur und Wissenschaft NRW \/ Projekt Liedsommer 2020 <\/p>\n

musik \u00b7 kultur \u00b7 management Raimund Hegewald Im alten Kirschgarten 3 50259 Pulheim <\/p>\n

Unser vielf\u00e4ltiges, multikulturelles Angebot soll Sie neugierig machen und einen Zugang zu neuen kulturellen Erfahrungen erm\u00f6glichen. Egal ob Sie eine Veranstaltung besuchen, einen K\u00fcnstler buchen oder unsere Unterst\u00fctzung bei der Organisation anfordern. Wir stehen Ihnen als Konzertagentur gerne zur Verf\u00fcgung.<\/p>\n","protected":false},"excerpt":{"rendered":"

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